Willy
Brandt (1913 - 1992), einer der bedeutendsten Nachkriegspolitiker
Deutschlands und Europas, verbringt 13 Jahre seines Lebens in Unkel – von 1979
bis zu seinem Tod am 8. Oktober 1992 in seinem Haus Auf dem Rheinbüchel. Hier schreibt
er auch sein 1997 erschienenes Buch „Erinnerungen“. Brandt ist Vorsitzender der
Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), Regierender Bürgermeister von
Berlin, Außenminister, Vizekanzler und auf dem Höhepunkt seiner Karriere
Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Brandts Engagement gilt zeitebens
der Sicherung von Frieden, Freiheit, Demokratie und Menschenrechten. Für seine
Verdienste in der „Ostpolitik“ wird ihm 1971 der Friedensnobelpreis verliehen.
Zum Gedenken an den langjährigen Bürger benennt die Stadt im Jahr 1993 den unteren
Markt Unkels in „Willy-Brandt-Platz“ um. Im März 2011 eröffnet dort im Herzen
der historischen Altstadt auch das „Willy-Brandt-Forum“ , ein
Museum zur Zeitgeschichte, das an Brandts Leben und Wirken erinnert und
bundesweit Beachtung findet.
Konrad Adenauer (1876 - 1967), von 1949 bis 1963 erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, findet im Oktober 1935 während der Nazi-Herrschaft Zuflucht vor Verfolgung und Inhaftierung im Unkeler „Pax-Heim“, wo er bis April 1936 im Exil lebt. Schon während des deutschen Kaiserreichs und der Weimarer Republik macht der Jurist Adenauer als Mitglied der katholischen Zentrumspartei Karriere. Später wird er Oberbürgermeister der Stadt Köln und gehört dem preußischen Herrenhaus an. Adenauer ist Mitbegründer und von 1950 bis 1966 Parteivorsitzender der Christlich Demokratischen Union Deutschlands (CDU). Als Bundeskanzler, Außenminister (1951 bis 1955) und Präsident des Parlamentarischen Rates prägt er die Ära der jungen deutschen Republik in der Phase des Wiederaufbaus. Einige seiner wichtigsten politischen Weichenstellungen: Bonn wird Bundeshauptstadt, Westbindung, Europäische Einigung und eine aktive Rolle Deutschlands in der NATO. Nach Konrad Adenauer ist einer der schönsten Abschnitte der Unkeler Rheinpromenade benannt.
Stefan
Andres (1906 - 1970), in der frühen Nachkriegszeit einer der
berühmtesten und meistgelesenen deutschen Schriftsteller, zieht nach seiner Rückkehr
aus dem italienischen Exil im Jahr 1950 nach Unkel. Hier verfasst er in der
folgenden Dekade des Schaffens einige seiner bedeutendsten Bücher, darunter
„Der Knabe im Brunnen“, „Die Reise nach Portiunkula“ und sein Hauptwerk, die
dreibändige „Sintflut“. Andres war Träger vieler Literaturpreise sowie hoher
deutscher und italienischer Auszeichnungen. Eine Ahnung, welche treibende Kraft
Unkel auf Andres´ Werk ausgeübt hat, gibt ein Zitat aus der Laudatio des
„Großen Kunstpreises des Landes NRW“ (1954): „Stefan Andres, durch Geburt und
Entwicklung in unserem Raum verwurzelt, schuf sein Werk aus der Spannung von
Heimat und Ferne.“ In Unkel erinnern der Stefan-Andres-Platz und die Stefan-Andres-Schule an den Dichter.
Fritz
Henkel (1875 - 1930), Sohn des Firmengründers Friedrich Karl
Henkel, wird im Jahr 1904 persönlich haftender Gesellschafter der Firma und
baut das Unternehmen in der Folgezeit zu einem Weltkonzern aus. In Unkel
errichtet Henkel 1915 den Landsitz „Haus Henkel“ inmitten eines großen
Geländes. Als großzügiger Neubürger hilft er der Stadt Unkel bei vielen
Gelegenheiten. So schenkt er der Feuerwehr die erste Motorpumpe und einen
Spritzenwagen. Dem Sportverein stiftet er einen Fußballplatz. Zum Dank
für seine Wohltätigkeit ernennt ihn die Stadt 1928 zum Ehrenbürger und die
ehemalige „Elisabeth-Straße“ wird umgetauft in „Fritz-Henkel-Straße“.
Johanna Schopenhauer (1766 - 1838), Mutter des Philosophen Arthur Schopenhauer, lebt zwischen 1829 und 1832 in Unkel, „in einer der schönsten Gegenden, die ich kenne“, wie sie entzückt in einem Brief schreibt. Zu ihrer Zeit ist Johanna eine bekannte und populäre Romanschriftstellerin. In Weimar, ihrem ursprünglichen Heimatort, verkehrt im Haus der vermögenden Kaufmannswitwe die kulturelle Elite der Gesellschaft - darunter sogar Johann Wolfgang von Goethe. Nach dem unerwarteten Verlust ihres Vermögens zieht es Johanna ins Rheinland. Von Mitte 1829 an wohnt sie mit ihrer Tochter im Unkeler „Zehnthof“, dem heutigen „Christinenstift“, der beiden günstig von Freunden zur Verfügung gestellt wird. Schließlich ziehen sie nach Bonn, aber drei ausgiebige Sommer verbringen die Schopenhauer-Damen glücklich in Unkel.
Ferdinand Freiligrath (1810 -
1876), ein großer Dichter der Revolution von 1848, genießt von 1839 bis 1841
zwei Jahre in Unkel und legt in dieser Zeit hier das Fundament seines
schriftstellerischen Frühwerkes. Geboren in Detmold verdingt sich Freiligrath
zunächst als gelernter Kaufmann bei Anstellungen in Soest, Amsterdam und Barmen
bevor er mit Gedichten im Jahr 1837 erste kommerzielle Erfolge erzielt. Ermutigt
vom wirtschaftlichen Aufstieg und der öffentlichen Resonanz zieht Freiligrath
in die Welt. Seine erste Station: Unkel. Selbstkritisch jedoch sollte er sich
später erinnern, habe er „vom Zauber des Rheins ergriffen in Unkel viel erlebt
und geliebt, aber wenig gedichtet.“ Immerhin: Hier lernt er seine spätere Frau
Ida Melos kennen. Und mit spektakulärem Erfolg veröffentlicht er ein
Spenden-Gedicht für den Wiederaufbau des in der Nacht vom 28. auf den 29.
Dezember 1839 zusammen gestürzten, nahe gelegenen historischen „Rolandsbogen“.
Das Denkmal kann renoviert werden und ist bleibt eine Attraktion. Bis heute ist das
Freiligrathhaus Teil des unberührt-barocken Rheinpromenaden-Ensembles.
August Libert
Neven DuMont (1832 - 1896) wird als August Neven
geboren, leitet nach einer kaufmännischen Ausbildung erfolgreich das Geschäft
seines Vaters und heiratet im Alter von 24 Jahren die Verleger-Tochter
Christine DuMont. Nach dem Tod seines Schwagers Ludwig übernimmt August die
Leitung des Verlages - und wenig später auch den Namen DuMont. Für sich und
seine Familie baut er in Unkel einen prächtigen Landsitz mit ausgedehntem Park. Besondere Verdienste erwirbt sich
DuMont durch die Stiftung eines Krankenhauses und Altenheimes, das zur
Erinnerung an seine Frau „Christinenstift“ heißt.
Josef Arens (1901 - 1979), deutscher Maler und Mitbegründer der Künstlersiedlung Halfmannshof in Gelsenkirchen, hält ab 1924 seine Eindrücke aus Studienreisen durch Europa, Vorderasien, Nordafrika und Amerika in zahlreichen Ölgemälden fest. Nach seiner Rückkehr spezialisiert er sich auf Industriezeichnungen: Bis ins kleinste Detail skizziert er die Welt der Maschinen und Menschen. Im Krieg wird sein Atelier zerstört und er zieht mit seiner Famile nach Unkel, wo er zunächst im Haus Henkel eine neue Heimat findet. 1964 baut er am Rheinufer ein Atelierhaus, wo er bis zu seinem Tod lebt und arbeitet. Ein Gedenkstein am heinufer erinnert heute an den Künstler.
Annette von Droste-Hülshoff (1797 - 1848), Komponistin und eine der bedeutendsten deutschen Dichterinnen, machte im Jahr 1830 die Bekanntschaft der exzentrischen „Rheingräfin“ Sibylle Mertens-Schaaffhausen. Sibylle lud ihre neue Freundin auf den Sommersitz der Familie in Unkel ein, wo Annette zeitweise wohnte. Nach einem Jahr der Verbindung trennten sich die Wege der beiden ungewöhnlichen Frauen wieder. Später zieht die Droste zu ihrem Schwager nach Meersburg, wo sie ihre dichterische Schaffensperiode begann.